In unserer neuesten Folge von Teller statt Tonne sprechen Claudia und Justus mit Dr. Tim Breker, dem Mitgründer und Geschäftsführer von Vytal | Das Mehrwegsystem.
🥡 Vytal hat die Mission, Einwegverpackungen durch digitale, pfandfreie Mehrweglösungen zu ersetzen. Seit ihrer Gründung 2019 haben sie bereits über 6.500 Partner überzeugt und stolze 9 Millionen Einwegverpackungen eingespart!💥💪
Wie Vytal die Verpackungsbranche revolutioniert und was das Ganze mit Food Waste zu tun hat, erfahrt ihr in der Folge. 🙌
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Wer mehr zur Folge lesen möchte, findet hier weitere Informationen zu Vytal:
Wie kam es zur Gründung?
Dr. Tim Bremer erklärt “ Vytal ist für mich die zweite Gründung. Ich hab 2011 schon mal gegründet und hab ein Franchise Netzwerk für Schulkioske betrieben, das heißt ich hab Schulen geholfen, einen schülerbetriebenen Kiosk zu führen und so Unternehmertum und Wirtschaft in die Schule zu bringen. Und dann hab ich nach meiner Promotion bei BCG gearbeitet und dort meine Mitgründer kennengelernt. Dort haben wir häufig, viel am Schreibtisch gegessen und gesehen, wieviel Verpackungsmüll im Büromülleimer landet. Meistens passte das da gar nicht alles rein. Das war der Anstoß zu sagen, was ist mit Ready to Consume Food and Drink Packaging, das ist eines der Bereiche, wo die Kreislaufwirtschaft besonders gut funktionieren muss.“
Anfangs gab es noch keine professionellen Mehrwegbehältnisse. Die erste Schale war eine Schale für den Hausgebrauch, den die Gastronomieunternehmen ausgewählt haben. Mittlerweile gibt es in der Gastronomie eine zweite Generation der Schale, bei der alle Lernerfahrungen miteingeflossen sind z.B. ist diese leichter, besser stapelbar etc… Essen aus Mehrweg schmeckt deutlich besser und man fühlt sich vor allem auch besser, wenn man nicht diesen ganzen Einwegverpackungsmüll auf dem Tisch sieht.
Wie wurden die ersten Kunden überzeugt ?
Grundsätzlich war der enge Dialog sowohl zu den Konsumierenden als auch zu den Gastronomiebetrieben wichtig, um zu schauen, wie denn die finale Lösung wirklich aussieht. Einfach mal im Kaufhaus eine ganze Reihe an Tupperdosen gekauft und damit sind sie dann in die Gespräche gegangen, in die Gastronomiebetriebe und haben geschaut, wie sind die Reaktionen.
Mit den ersten 5 Gastronomie-Partnern rund um den Kölner Mediapark wurde getestet und Vytal hat sich entschieden, den ersten Prototypen der App für die Gastronomie zu erstellen. Auf Konsumentenseite wurden dann Stempelkarten aus Karton ausgedruckt. Es wurde getestet, ob die Gastronomiebetriebe im Mittags Rush die Zeit haben, die Schale zu scannen und den Kunden zu scannen. Und es hat funktioniert. Aktuell sind sie bei 7000 Gastronomiebetrieben, einer Rücklaufquote von 99% und einer durchschnittliche Rückgabezeit von weniger als 5 Tagen.
Und wie funktioniert das System?
Die Gastronomiebetriebe zahlen eine Gebühr, da sie sich auch die Kosten der Einwegverpackungen sparen. Da gibt es in der Regel eine Einrichtungsgebühr, die vorab fällig wird, um am System teilnehmen zu können. Und dann gibt es eben eine monatliche Gebühr, die sich ja nach Anzahl der Nutzungen berechnet.
Der Gastronomiebetrieb hat dann ein fixes Repertoire an Mehrwegverpackungen vor Ort, die er dann auch selbstständig immer wieder in den Kreislauf bringt. Der Ansatz ist, ganz im Sinne der ökologischen und ökonomischen Effizienz, wenn man die Einrichtungsgebühr zahlt und Teil des Systems wird, bekommt man ein Onboarding Paket mit den ersten Schalen, den ersten Bechern. Damit kann man dann starten. Jeder Partner, jeder Partnerin kann auch ganz bequem über die Partner App digital nachbestellen.
Wie schafft es Vytal, den Food Waste zu minimieren?
Bei Vytal geht es primär darum, Müll zu vermeiden und sekundär darum, Food Waste zu reduzieren. Ein großer Vorteil der wiederverwendbaren Boxen ist, dass Essen länger frisch und schmackhaft bleibt, was dazu führen könnte, dass es eher aufgegessen wird. Ein weiterer Nutzen ist die Möglichkeit, Essen einzufrieren oder es leichter mitzunehmen, ohne das Risiko des Auslaufens, was bei Einweg-Plastikboxen oft der Fall ist. Dadurch wird die Lebensmittelverschwendung minimiert.
Das Unternehmen sieht einen positiven Einfluss auf die Vermeidung von Food Waste, auch wenn es schwer zu quantifizieren ist. Beispiele dafür sind Gastronomiebetriebe, die übriggebliebenes Essen als Doggy Bag mitgegeben können, und Personen, die ihre Reste zu Hause in den wiederverwendbaren Boxen aufbewahren. Diese Praxis trägt dazu bei, dass weniger Essen weggeworfen wird.
Wie groß ist das Team?
Das Team besteht mittlerweile aus 55 Mitarbeitern, die größtenteils hybrid arbeiten. Die Firma wurde kurz vor dem ersten Corona-Lockdown gegründet, was zunächst als ungünstig erschien, sich aber als vorteilhaft erwies, da während der Pandemie viele Restaurants auf außer-Haus-Verkäufe umstellten und somit vermehrt auf umweltfreundliche Verpackungslösungen aufmerksam wurden.
Die Einführung der Mehrwegangebotspflicht 2023 hat dem Unternehmen weiteren Aufwind gegeben, obwohl die Mehrwegquote in der Gastronomie noch niedrig ist. Das Unternehmen sieht dennoch großes Wachstumspotenzial, da Mehrweg die ökologisch und ökonomisch vorteilhaftere Lösung ist. DIe Umstellung auf Mehrweg ist für viele Gastronomiebetriebe eine Herausforderung, aber bietet langfristig wirtschaftliche Vorteile. Es gibt jedoch Ausnahmen wie große Fast-Food-Ketten, die aufgrund ihrer Einkaufsvolumina günstige Einwegverpackungen beziehen können.
Was ist der Mehrwert für KundInnen?
Die Nutzer der App schätzen, dass sie Restaurants finden können, die umweltfreundlich arbeiten und qualitativ hochwertiges Essen anbieten. Diese Funktion unterstützt auch die Vermeidung von Food Waste, da Nutzer gezielt nachhaltige Restaurants auswählen.
Ein Alleinstellungsmerkmal von Vytal ist, dass sie pfandfrei arbeiten. Dies wurde bewusst entschieden, um die Effizienz des Systems zu erhöhen und Rücklaufquoten zu verbessern. Digitale Stempelkarten und eine App sorgen dafür, dass Behälter schnell zurückgebracht und wiederverwendet werden, im Gegensatz zu Pfandsystemen, bei denen Behälter oft lange im Besitz der Kunden bleiben. Zudem ist das Pfandsystem für Betriebe sehr belastend, da es Bargeldverwaltung und Transaktionsgebühren verursacht und eine Diebstahlgefahr darstellt. Pfand generiert hohe Kosten ohne echten Mehrwert, da die Motivation zur Rückgabe auch ohne Pfand erreicht werden kann. Inflation kann zudem den Pfandbetrag entwerten, was die Etablierung eines neuen Pfands erschwert.
Im Eventgeschäft, das bei Vytal neu ist, kommen andere Behälter zum Einsatz, und die Entscheidung über das Mehrwegsystem wird den Veranstaltern überlassen. Beispiele sind Firmenfeiern, wo kein Pfand erhoben wird und der Arbeitgeber das Risiko übernimmt, oder große Events wie die Europameisterschaft, wo Pfand normal gezahlt wird. Auf der OMR wird das Pfandsystem digital über Festivalarmbänder abgewickelt. Vytal nutzt RFID-Technologie zur Behälterverfolgung bei großen Events, um effizient und kostensparend zu arbeiten.
Vytal will eine effiziente, zirkuläre Wertschöpfungskette organisieren. Die Internationalisierung erfolgt durch lokale Franchise-Unternehmer, um das Mehrwegsystem global zu verbreiten. Vytal ist bereits in mehreren Ländern aktiv und plant, weiter zu expandieren und hat eine starke Community aufgebaut, die den Übergang zur Kreislaufwirtschaft unterstützt.
Persönlich achtet Dr. Tim Breker auf nachhaltiges Verhalten. Er teilt mit uns sein Rezept für ein einfaches Restessen: angebratene Nudeln mit Spiegelei und einem Schuss Maggi.
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