🌟 Neue Podcastfolge: Teller statt Tonne mit Raphael Fellmer von SIRPLUS! 🌟

05. August 2024

In unserer neuesten Podcastfolge sprechen wir mit Raphael Fellmer über seine inspirierende Reise und das spannende Projekt SIRPLUS. 🎙️

📅 Gründung von SIRPLUS 2017: Nach seiner Arbeit mit Foodsharing und 5 Jahren ohne Geld, hat Raphael 2017 SIRPLUS gegründet, um Lebensmittelrettung in die Mitte der Gesellschaft zu bringen und die Tafeln im großen Stil zu ergänzen.

Trotz der Insolvenz Anfang 2024, blickt er auf 7 Jahre voller Erfolge zurück. Millionen Menschen wurden erreicht, und das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung wurde durch Fernsehauftritte, Dokumentationen und Kooperationen mit großen Medienplattformen gesteigert.

SIRPLUS hat Millionen Produkte gerettet und hunderttausende Kunden gewonnen. Die Mission bleibt: Lebensmittelrettung mainstream machen. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen – von Produzenten über Händler bis hin zu Konsumenten.

🌍 Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung: Das Ziel ist klar: 50% weniger Lebensmittelverschwendung bis 2030. Das schaffen wir nur gemeinsam – Zivilgesellschaft, Industrie, Handel und Politik müssen an einem Strang ziehen.

Hört rein und lasst euch inspirieren. In der Folge erfahrt ihr, wie Raphael Fellmer es trotz Insolvenz geschafft hat, SIRPLUS am Leben zu halten.

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Weitere Informationen zu Raphael und SIRPLUS weiter unten:

Raphael: SirPlus haben wir 2017 gegründet mit dem Ziel das Lebensmittelretten in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, ganz einfach für alle zugänglich zu machen und die Tafeln im Großen zu ergänzen. Also mit Foodsharing haben wir die Tafeln im Kleinen ergänzt und haben dann aber festgestellt es gibt einfach immer noch Millionen Tonnen, die leider in Deutschland weggeschmissen werden an überschüssigen Lebensmitteln. Und ja, da wollten wir eine Lösung schaffen, um den Produzenten zu helfen, das was sie nicht mehr normal verkaufen können, weil es eben eine zu kurze Restlaufzeit hat. Und wir haben dann 7 Jahre Lebensmittel gerettet, jetzt bis Anfang 2024. Dann mussten wir leider Insolvenz anmelden. Das war ziemlich hart. Diese 7 Jahre waren geprägt von Berg und Talfahrt, also es ging schon ganz schön hoch und runter, wir haben aber insgesamt einfach ganz schön viel bewegt würde ich sagen. Millionen Menschen in der Öffentlichkeit erreicht, nicht nur über bezahlte Werbung. Bei Prosieben, Sat. 1, Vox und Co haben wir Bewusstsein geschaffen, aber auch Millionen Menschen organisch erreicht, ob nun Markus Lanz, Galileo etc., wo wir dieses Thema einfach platzieren durften. Lebensmittelverschwendung ist, glaube ich, einfach noch komplett unterbelichtet in der Gesellschaft und die meisten denken immer nur an den Supermarkt, der was wegschmeißt, ja die schmeißen auch was weg, aber prozentual von den 18.000.000 Tonnen, die jedes Jahr in Deutschland verschwendet werden, sind es wirklich nur ein paar kleine Prozentstellen, die bei den Supermärkten weggeschmissen werden. Dass die Supermärkte aber mehr Verantwortung tragen für das, was schon vorher weggeschmissen wird und vielleicht auch eine Mitverantwortung tragen für das, was nachher weggeschmissen wird, ist ein anderes Thema. Aber ja, wir haben einfach gesagt, das Thema muss Mainstream werden. Erstens gibt es viel mehr Menschen, die sich engagieren wollen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und denen es aus ethischer oder ökologischer Sicht einfach ein Herzensanliegen ist. Und außerdem gibt es natürlich auch die Produzenten, die Großhändler, die Supermarktketten, Zwischenhändler, die alle auch Teil des Problems sind und deswegen auch Teil der Lösung sein können, neben dem großen Teil, der zu Hause weggeschmissen wird. Da können wir nur gemeinsam dieses große Ziel von 50% weniger Lebensmittelverschwendung, was wir 2017 beim Pariser Klimaabkommen festgelegt haben, erreichen. Die Reduktion um 50% Foodwaste bis 2030 ist nur möglich, wenn alle mitmachen, an einem Strang ziehen. Also da kann man jetzt nicht sagen, nur die Politik, oder das soll nur der Handel machen oder das sind nur die Privatleute, die im größten Teil wegschmeißen, sondern das funktioniert nur zusammen und deswegen wollten wir da mit SirPlus auf jeden Fall ein Teil des Puzzlestücks werden, haben das glaub ich auch geschafft mit hunderttausend Kunden und Kundinnen, die mitgerettet haben und auch Millionen Produkten, die wir retten konnten. Zwischenzeitlich haben wir 7 Läden gehabt, mussten die aber alle schließen während Corona. Ja, und sind jetzt nur noch online unterwegs, auch kein Obst und Gemüse mehr.

Wir konnten nämlich SirPlus retten, und sind jetzt wirklich ganz, ganz wenige Leute und haben einen starken Mitgründer gefunden oder er mich besser gesagt, mit dem ich das Ganze zusammen jetzt mache. Dadurch sind wir seit 2024 wieder am Start, aber eben nur online und nur mit verpackten Lebensmitteln. Dementsprechend bieten wir keine leicht verderblichen Lebensmittel mehr an, sondern nur welche, die vor dem MHD, also vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum sind. 

Was kriege ich denn für Artikel, vielleicht kannst du ja mal ein paar Beispiele nennen, was man bei euch findet wenn ich jetzt auf SirPlus gehe? 

Ja, also wir haben ein Produktportfolio, was mittlerweile auch über Lebensmittel hinausgeht, weil natürlich auch leider nicht nur Lebensmittel verschwendet werden, sondern ob das nun Haushaltswaren sind, also ob nun Waschmittel, Waschpulver, Schwämme, also Drogerieartikel, aber auch Kosmetik, etc. Also da haben wir unsere Produkte jetzt erweitert, es sind knapp 300 Produkte. Der Großteil sind natürlich Lebensmittel und werden das auch in Zukunft bleiben. Aber auch diese anderen Dinge des täglichen Bedarfs werden eben leider immer mal wieder weggeworfen aufgrund von Produktänderungen, die Verpackung wird geändert, das Design verändert, das Logo angepasst, Saisonware, Weihnachten, Ostern, WM, EM, Olympia etc. Also es gibt immer wieder irgendwelche Dinge, warum Produkte, obwohl sie noch ein Mindesthaltbarkeitsdatum haben, was weit über die 50% Restlaufzeit hinausgeht, weggeworfen werden. Lebensmittel, die wir anbieten, reichen von Grundnahrungsmitteln, teilweise Fertiggerichte, aber auch Nudeln, Öl, pflanzliche Milch, Müsli, Haferflocken, aber auch Snacks, Getränke, Süßes, salziges, Mate, Sirup. Im Schnitt haben wir eine Preisersparnis von 30%, die gehen aber teilweise bis zu 90% rabattiert raus. Also es hängt dann immer davon ab, wie Angebot und Nachfrage ist. Unsere Kunden und Kundinnen sind zu 70-80% Frauen.

Ist ein Online-Shop nachhaltig?

Ich kaufe jetzt bei SirPlus Lebensmittel ein, dann kaufe ich ja grundsätzlich sowieso Lebensmittel und andere Produkte, die ohne uns verschwendet worden würden also nicht mehr in den Kreislauf zurückkommen sollen. Das heißt, die Treibhausgase, die ohnehin schon in der Produktion ausgestoßen worden sind, sowie das Wasser, was verbraucht wurde, die Arbeitskraft, die wurden ja sowieso schon ausgestoßen und genutzt. Und wir stoßen dann noch mal ein bisschen mehr aus, auch wenn die DHL das natürlich offsettet. Jetzt mal als Beispiel, da ist ein Produkt, was schon ein Kilo Treibhausgase ausgestoßen hat, und das verbraucht vielleicht noch mal 50 oder 80 Gramm, bis es dann bei dir zu Hause ist. Dafür habe ich aber auch ein Kilogramm, also 1000 Gramm gerettet. Bei SirPlus haben wir ein Angebot, wo die Leute eigentlich deutschlandweit, ob sie nur in der Stadt leben oder in Supermarktnähe oder weiter entfernt, mit gutem Gewissen einkaufen können. Wir liefern jetzt auch nach Österreich. Das heißt, dass da die Ökobilanz einfach top ist, weil alles, was wir mehr retten können, spart Treibhausgase ein, und zwar im sehr großen Stil.

Natürlich kann man auch nicht sagen 100% alle Produkte, die jetzt bei uns verkauft werden, sparen ein Produkt ein. Aber als Beispiel, ich kaufe ein Tee ein bei SirPlus, dann kaufe ich wahrscheinlich nicht mehr Tees woanders und insgesamt geht dann dadurch die Nachfrage zurück, weil wenn wir über 50% Lebensmittelverschwendung sprechen, was wir ungefähr in Deutschland Europa haben, dann heißt es, das ist sehr viel, das sind 18.000.000 Tonnen oder eine LKW Ladung pro Minute allein in Deutschland, 140 Milliarden Euro jedes Jahr in der Europäischen Union, und dass wir natürlich schon als Ziel haben das die Vision ist, Zero Waste und Zero Hunger, aber dass umso mehr Menschen mitretten bei SirPlus umso weniger auch gekauft wird. 50% Lebensmittelverschwendung heißt eigentlich 50% Verschwendung entlang der Wertschöpfungskette. Wie können wir denn insgesamt noch mehr Menschen zum Retten animieren. Die Leute sparen Geld, tun was Gutes und am Ende führt es dazu, dass wir weniger produzieren müssen. Dann heißt es im Umkehrschluss, wir müssen irgendwann weniger Lebensmittel importieren, aus Ländern, wo es wirklich eben auch wenig Wasser gibt zum Beispiel, müssen auch weniger hier in Deutschland und Europa produzieren, und das führt dann am Ende dazu, dass wir auch irgendwann mehr Fläche wieder der Natur zurückschenken können. Und das ist aber natürlich ein längerer Prozess und vor allem geht es ja auch ums Bewusstsein schaffen, den Leuten zu zeigen: das ist ein Riesenthema 10% aller globalen Treibhausgase, die durch Foodwaste entstehen, und wir könnten alle Hungernden dreimal ernähren mit dem, was wir wegschmeißen. 

Von welchen Unternehmen/Organisationen rettet ihr primär?

Also wir retten wirklich primär bei Produzenten und Herstellern verpackte Lebensmittel und eben andere Fast Moving Consumer Goods. Es kann auch mal sein, dass wir was retten von Zwischenlager von der Firma, die insolvent gegangen ist oder auch mal vom Zentrallager der Supermärkte. Bei Supermärkten selber retten wir gar nicht, da sind ja auch die Tafeln und dort, den wollen wir da auch nicht in die Quere kommen oder Foodsharing, wir ergänzen da die Tafeln im Großen, und das sind dann wirklich Paletten, die wir retten, also mindestens eine, aber auch mal 30 Paletten von dem Produkt. Das heißt im großen Stil. Wir machen ja auch Werbung für die Produktpartner, die mit uns kollaborieren und die sagen, anstatt das wegzuschmeißen, spare ich mir lieber die Entsorgungskosten. Und habe dann dafür noch ein positiveres Image bei vielleicht Bestands-KundInnen, die sie haben, aber auch bei neuen Kunden, Kundinnen. Die Produktpartner, die freuen sich natürlich, wenn sie nicht nur bei den Entsorgungskosten Geld sparen können, sondern durch uns Marketing bekommen. Das heißt, am Ende geht es darum, dass die besser dastehen was ihre CSR, also Corporate Social Responsibility anbelangt, Employer Branding. Wir machen natürlich auch Tests und kontrollieren die Lebensmittel, wenn sie abgelaufen sind, aber die meisten Produzenten, die drucken dann MHD drauf, was mit einem fetten Puffer ausgestattet ist. Also letztendlich der Großteil der Lebensmittel, die wir im Supermarkt sehen, haben ein MHD was nie stimmt. Aber es gibt auch in Deutschland so 20-30% der Menschen, die eben, wenn sie ein Produkt sehen, was abgelaufen ist vom MHD, einfach wegschmeißen, weil sie das verwechseln mit dem Verbrauchsdatum. Und viele Leute kennen gar nicht den Unterschied. In Deutschland werden viele Milliarden Lebensmittel in die Tonne geschmissen, anstatt gegessen zu werden. Na, dann heißt es im Umkehrschluss: wollen wir das vermeiden, bedeutet das eben weniger Absatz für die Produzenten und auch für die Supermarktketten und das wollen manche nicht hören, aber das gehört einfach dazu, dass wir ökonomisch, glaube ich, sowieso sehr viel günstige Lebensmittel hier in Deutschland insbesondere haben, aber lieber sollten die ein bisschen teurer werden und wir sollten weniger wegschmeißen, glaube ich. 

Ja, also wir haben das MHD, wir haben aber auch sowas wie der Karton ändert sich oder es gab ne Aktion zur EM. Sind das so die Gründe, warum dann ein Artikel bei euch landet oder gibt es da noch mehr? Und was würdest du sagen? Was sind so die Hauptgründe? Also was ist so denn Nummer 1 Grund warum ihren Artikel bei euch dann listen könnt? 

Also der Nummer 1 Grund überhaupt ist das MHD also das ist weit vor allem. Und wie gesagt, geht es da los, dass viele Supermarktketten auch schon so strenge Richtlinien haben, dass sie ihren Zentrallagern in ihrem Einkaufsteam sagen, Hey, alles was Produkte anbelangt, die ihr kauft, die müssen mindestens 50% Restlaufzeit haben. Heißt ne Nudelpackung hat nach Produktion 24 Monate MHD. Kann auch ne Flasche Wasser sein. Wenn das jetzt nur noch 11 Monate MHD hat, also unter 50% Restlaufzeit, dann nehmen die meisten Zentrallager das gar nicht mehr an und dementsprechend gibt es da eben auch sehr viel Ware, die anfällt, wo die Produzenten sagen, ja, konnten sie halt noch nicht so kalkulieren oder hatten ein neues Produkt und wussten noch nicht, wie es sich absetzt und sind dann einfach noch auf Ware sitzen geblieben und da kommen wir dann ins Spiel.

Die anderen Gründe sind wirklich sehr divers. Aber ja noch mal so diese saisonale Ware, technische menschliche Fehler, also das gibt es halt auch immer wieder, dass jemand auf dem falschen Knopf gedrückt hat und bei der Produktion das Produkt nicht ganz so perfekt geworden ist von der Zusammensetzung, vielleicht zu flüssig, zu hart geworden, zu crunchy, zu wenig crunchy. Kann auch mal sein, dass jemand zu viel bestellt hat. Ansonsten würde ich sagen, das Hauptthema neben diesem MHD sind natürlich auch immer wieder Produkte, die noch nicht so etabliert sind auf dem Markt. Und wenn man jetzt was Neues auf den Markt bringen will, man weiß aber noch gar nicht, verkaufe ich jetzt da hunderttausend oder fünfhunderttausend in dem Jahr, dass es da halt auch immer mal wieder Produkte gibt, die überschüssig sind. So, und da kommen wir dann auch mit SirPlus ins Spiel und können die retten und eben auch wieder Werbung machen, natürlich für die Produkte. Wir haben natürlich ne nachhaltige Bubble, die kennen dann auf einmal das Produkt, lieben es, haben es geschmeckt und es genossen, vielleicht die ganze Familie noch und dann kaufen Sie es halt ganz normal im Grunde Supermarkt beim nächsten Mal ein, weil es bei uns ja auch nicht ewig vorhanden ist. Sie sind ja dann meistens immer nur für ein paar Wochen oder mal paar Monate am Start und dann sind die alle weggekauft und dann lernen die Kunden so auch immer neue coole Brands kennen, tolle Produkte, die denen eben schmecken. 

Wir hatten die Insolvenz, das war selber ziemlich hart und wir haben vorher immer für die Produkte bezahlt. Aber ja, wenn das sich dann nicht rechnet und wir dann einfach Insolvenz anmelden müssen, haben wir auch gesagt, ja, da müssen wir uns einfach umstellen und noch mehr Marketing machen, es weiter ausbauen. Weil letztendlich ja, es ist Nachhaltigkeit. Wir sind durch und durch nachhaltiges Startup. Und deswegen haben wir gesagt, ja, müssen wir uns da einfach auch anders aufstellen und diese Marketingaufgabe, die wir schon vorher hatten, noch stärker auch den Produktpartnern eben erklären und sagen, überleg doch mal, was ihr sonst für eine Kampagne bezahlt, wo ihr irgendwie Werbung macht, ob man im TV, im Radio, im Internet, bei Influencerinnen oder sonst wo und so habt ihr 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen, nämlich Entsorgungskosten eingespart und Plus noch im Partnerdeal coole neue Kunden und Kundinnen gewonnen. Gleichzeitig der CSR, Nachhaltigkeit, sozialen Ansprüchen gerecht geworden, indem man eben sagt, man führt die Produkte wieder in den Kreislauf, anstatt sie zu verschwenden. 

Jetzt hast du schon deine Insolvenz angesprochen. Jetzt würde mich mal interessieren, was sind so aus deiner Sicht, wenn du das schaffst in dieser Podcastlänge noch zusammenzufassen? So die Gründe, die für zu eurer Insolvenz geführt haben. Ihr habt es dann aber auch geschafft das Ganze nochmal umzudrehen und wieder rauszukommen, weil das ist ja eine richtig krasse Erfolgsgeschichte, da wieder das Segel rumzureißen. 

Mhm ja, also die Gründe sind auf jeden Fall sehr vielschichtig. Ich glaube, einen großen Fehler habe ich schon genannt, dass wir halt viele Millionen an Produzenten gezahlt haben, für deren überschüssige Lebensmittel. Das hat auf jeden Fall ja den Cashflow sehr belastet und insgesamt hätte auch unseren Plan bei so einer 1.000.000€ Umsatz im Monat geklappt. Wir hatten letztes Jahr 3,6 Millionen Nettoumsatz, das war schon ganz cool und aber ja, hat noch nicht gereicht um Break even zu werden. Also Management Strategie Fehler. Also wir wollten am Anfang Franchising, weil so viele Leute gefragt haben mit den Rettermärkten überhaupt online und offline gleichzeitig zu starten. Dass wir auch teilweise Obst und Gemüse mit aufgenommen. Es wurde auch gut angenommen, aber war dann einfach margentechnisch super hart. Dazu kam auf jeden Fall natürlich das allgemeine Finanzierungsumfeld, also Post Corona, so Gorillas ist weg, Getier ist weg, Alpakas ist weg, ganz viele Food E Commerce Unternehmen gibt es nicht mehr, weil sich das Verhalten einfach der Leute, Der Konsum hat sich wieder ein bisschen mehr auf die vor Corona Zeit konzentriert, eben wieder mehr offline kaufen, was ja auch in Ordnung ist. Aber war natürlich dann hart wenn was aufgebaut hast und dann denkst du, es geht so weiter und dann geht es aber nicht mehr so weiter? Das hat dazu auch geführt durch diese Insolvenzen von verschiedenen Unternehmen in einem E Commerce Bereich, dass die Zurückhaltung gerade bei E Commerce und Food Startup eben deutlich zu spüren war. Also das war schon härter mit den Jahren überhaupt Geld zu raisen. Und ich glaube ein Faktor, den man jetzt so schwer bemessen kann, aber den ich einfach auch teilen möchte, ist, dass ich schon das Gefühl hatte, ich war jetzt auch als Mitgründer und auch als Geschäftsführer zumindest die letzten 4 Jahre, also letztendlich so vor Corona war ich nur noch, praktisch ausschließlich damit beschäftigt, Geld einzusammeln. Das heißt, ich hatte meine Energie, meine Kraft und die Energie folgt dir der Aufmerksamkeit ganz viel in dieses neue Investoren Investorinnen begeistern gesteckt. Steig ein, mach mit und dann heißt es Halt Finanzpläne, Pitchdecks, auf Veranstaltungen gehen und dann wieder pitchen und wieder pitchen. Und natürlich ist da mit Hunderten Investoren, Investorinnen gesprochen. Warum? Das ist einfach hart. Wir hatten auch nie so n richtig großen Wurf geschafft, also so Series A wollten wir so 3.000.000, aber das hat dann immer nicht so geklappt und dann hatten wir eigentlich schon siebenhunderttausend jetzt auch im Q 4 an Commitment, wollten eine Millionen machen fürs First Closing of the Second Closing hatten wir schon von Bestandsinvestoren eine fette Zusage. Aber ja, dann war es leider so, dass man dann irgendwann als Geschäftsführer oder Geschäftsführerin diesen Schritt gehen muss zur Insolvenz-Anmeldung, das heißt ja, dass ich dann einfach gezwungen war und ich konnte es nicht weiter rauszögern, sondern es war einfach ein Fakt.

Was haben wir jetzt anders gemacht? Erst wollten wir eine Betriebsfortführung, also auch mit den Mitarbeitenden machen und da haben wir keine Investoren gefunden, konnten wir da nicht begeistern und dann haben wir gesagt OK, aber das Thema ist so wichtig, wir müssen weitermachen. Ich habe mich zusammengetan mit meinem jetzigen Mitgründer Alexander Berneckers, der macht nachhaltige Boxen mit 50% Food und der Rest ist eben Kosmetik, Wellness, Lifestyle, Haushalt, Drogerie, also eben dementsprechend auch für uns super nah, weil die auch nur vegan und ganz viele Bio Produkte haben und er das eben seit 10 Jahren Bootstrapping aufgebaut hat, also ohne Fremdkapital und da einfach ein sehr gutes rundes Geschäftsmodell aufgebaut hat, auch mit Millionen Euro Umsatz und er sowieso auch die Logistik macht, Kundenservice, Marketing, Produktpartner Management. Dadurch haben wir einfach eine sehr leane Kostenstruktur jetzt aufgebaut haben beim SirPlus 2.0. Und den Mehrwert nicht nur klar machen, sondern auch noch mehr leisten, was eben Marketing, Partnerdeal anbelangt und dann aber auch zu sagen, er hat auch n Lager und er hat da sowieso die bestehenden Teams, die sprechen sowieso die ganze Zeit für Produktneuheiten mit den ganzen Kooperationspartnerfirmen. Das hat dann einfach total Sinn gemacht und wir haben ein ganz kleines Team und wir sind jetzt erstmal gerade so 2 FTEs und eine Praktikantin. Und werden das auch nur ganz langsam ausbauen, wollen den Break even wirklich auch dieses Jahr erreichen. Also das ist für mich ein ganz ganz großes wichtiges Ziel. Ich habe das jetzt 8 Jahre lang nicht geschafft mit SirPlus. Seitdem ich mich, seitdem ich 7 bin hab ich mich zum ersten Mal damit auseinandergesetzt, dass halt Leute hungern auf der Erde und auch verhungern, sind über 300.000.000 Menschen einfach gestorben in den letzten 33 Jahren an Unterernährung und wir haben genügend Lebensmittel auf der Erde. Das heißt, da einfach wirklich auch noch mal reinzugehen und zu sagen, Zero Hunger, Zero Waste, das ist so gigantisch großes Thema und dafür braucht es halt auch Movement, und das war etwas, ja, was ich nicht wirklich geschaffen hab, weil ich so busy war die ganze Zeit mit diesem Geldraisen und dann auch nicht so am Produkt sein konnte und nicht fürs Team da sein konnte und nicht für die Kundinnen da sein konnte. Und das wollen wir jetzt ändern und wollen da auch so Richtung, ja, dass wir da viel mehr noch mit anderen Partnern auch zusammen machen, das wir dann auch noch mehr in die Öffentlichkeit gehen, dass wir Petitionen launchen und die auch erfolgreich umsetzen. Um das Thema Transparenz, das Thema Bildung, Thema Steuern, um das Thema Foodwaste Reduzierung nach vorne bringen und da braucht es einfach ja auch noch ne Kraft und eine Aufmerksamkeit und die hatte ich halt nicht, weil ich die ganze Zeit gefangen war im Geldraisen. 

Es gibt jetzt SirPlus seit 7 Jahren und auch noch ganz viele Jahre länger. Wie kamst du dazu? Du hattest es ganz am Anfang kurz angesprochen, dass, du ja auch ein Buch geschrieben. Komm, erzähl doch mal kurz deine deine Vita bis 2017. 

Ja, ganz gut. Ich bin Berliner, bin jetzt seit 40 Jahren am Start auf dem geilsten Planeten der Erde, der Welt, der Erde sowieso, aber hier im Universum, glaube ich, haben wir noch keinen schöneren Planeten für uns entdeckt, und ich glaube auch, dass wir gar nicht so ausschweifen müssen. Ja, war auf einer Waldorfschule, hab 2 Brüder, der eine arbeitet jetzt auch bei uns, weil wir jetzt auch im B2B Bereich loslegen. Der ist eigentlich Schauspieler, aber ist total ja auch begeistert, steht hinter SirPlus und der Vertrag ist jetzt auch noch ein weiterer Game Changer. Sorry für den Ausriss, dazu noch mal, warum wir jetzt in die Profitabilität kommen, dass wir jetzt auch sagen, wir verkaufen nicht nur an B2C über den Onlineshop Deutschland, Österreich und bald auch andere EU Länder, sondern wie wir auch die Unternehmen begeistern können, zu sagen, ihr wollt euren Mitarbeitenden eine Freunde machen. Dann halt zu Weihnachten eine SirPlus Box bekommen mit ner Mission dahinter. Wir haben schon Fünfhunderttausend Schulmahlzeiten ermöglicht in Afrika, also da auch wirklich zu sagen das ist ethisch ökologisch ein schönes Geschenk und hochwertige tolle Produkte mit Geschenkpapier und da haben wir jetzt auch die Ersten, die da einfach sagen ja das ist genau das, was ich meinen Mitarbeitenden schenken möchte. Ja, so ne schöne Kindheit und hatte irgendwie schon immer damals die Vision ne Welt zu schaffen, in der alle Menschen genügend zu essen haben. Das war ja für mich irgendwie das große Ziel und wusste aber nicht ganz wie und dachte dann erst ich muss Millionär werden, dann dachte ich muss in die Entwicklungshilfe dann in die Politik und so und dann habe ich aber die Welt bereist, Work and Travel gemacht. Hab dann in Den Haag studiert, da dann 2 Hochzeitseinladungen nach Mexiko bekommen, dachte cool, jette ich mal rüber, hab aber vergessen vorher mir mal so die Flugbilanzen, was die Ökobilanz anbelangt anzuschauen und dann festgestellt, das sind ja doch eher 5 Tonnen Treibhausgase, hin und zurück ein Flug nach Mexiko und wir sollten eigentlich so zweieinhalb Tonnen pro Jahr ausstoßen. In Deutschland sind wir im Moment gerade so bei 11-12 Tonnen und dacht ich okay, dann muss es da irgendwie ein alternativen Weg geben nach Mexiko zu kommen, wo Kolumbus schon vor 500 Jahren rübergesegelt ist und dann bin ich mit 2 Freunden tatsächlich los, das ganze ohne Geld per Anhalter von Den Haag über Europa, Afrika zu den Kanarischen Inseln mit Segelboot trampen, dann rüber bis nach Brasilien. Auf dieser Atlantiküberquerung auf so einem kleinen Segelboot habe ich mich da entschlossen, einen Geldstreik zu treten. Sind auch fast gekentert. Habe ich in meinem Buch „Glücklich ohne Geld“ auch ein bisschen näher erläutert. Es ist mir so zum ersten Mal wirklich klar geworden, dass es da in der Schule kaum Informationen drüber gibt, in den Medien zu wenig gesprochen wurde, auch heute noch zu wenig, würde ich sagen. Und dass da einfach was passieren muss, wir müssen dieses Thema so groß wie möglich machen, dass da jeder irgendwie schon mal wenigstens einmal davon gehört hat, im besten Fall mehrfach, weil die meisten Menschen zu Hause einfach viele Lebensmittel verschwenden und die Unternehmen natürlich da auch irgendwie Partner brauchen, die ihnen helfen, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Und dann habe ich auf der Atlantiküberquerung eben diesen Schritt gemacht zu sagen, OK, ich gehe in Geldstreik, das heißt, ich löse mein Konto komplett auf und schaffe Bewusstsein, um die Menschen einzuladen, mit über das Thema nachzudenken, ihr eigenes Konsumverhalten zu verändern und wertschätzender mit Lebensmittel umzugehen, weil wir können es uns leisten, 300€ in Deutschland pro Jahr in die Tonne zu kloppen an Lebensmitteln, pro Person, aber ethisch und ökologisch ist es eine Vollkatastrophe.

Wir sind dann nach Brasilien angekommen, weiter hoch bis nach Mexiko. Meine Frau kam dazu zu der Reise, da wurde das Trampen einfacher und in Mexiko wurde sie schwanger. Wir kamen dann ein halbes Jahr zu spät zu diesen 2 Hochzeiten, die die ursprüngliche Initialzündung waren, überhaupt loszureisen, in Mexiko an, aber ja der Weg ist das Ziel und dann sind wir zurück nach Deutschland, da hab ich containert weiterhin und die Lebensmittel eben aus der Tonne wirklich rausgeholt, dann gesagt, das muss man irgendwie Mainstream machen. Ich dachte Mainstream. Und zwar legal. Weil Lebensmittel verschwenden ist erlaubt. Ob ich nun eine Banane wegschmeiße oder en LKW voller Bananen ist egal, das darf jeder wie er will, kann auch Hühner sein, tote, das ist egal. Also da gibt es überhaupt gar keine gesetzlichen Vorgaben. Ich ernähre mich vegan seit 2010, weil das glaub ich auch einfach n riesengroßer Hebel ist, wenn man sich vorstellt, dass 75% der Agrarfläche weltweit genutzt wird für tierische Produkte oder zumindest für den Anbau von Futtermitteln oder Weideflächen. Und ja, dann hab ich gesagt, jetzt muss ich mal auf die Supermärkte zugehen. Nicht immer das illegal ausklauben, sondern dass man da ne Win Win Win Situation schafft, so wie ja die eben dann Entsorgungsgebühren einsparen. Ihre Kundinnen Mitarbeitenden glücklicher machen und ja so ging es dann los mit der Bio Company 2012 mittlerweile sind es 16.000 Unternehmen die bei Foodsharing dabei sind. Und die eben ja die Tafeln ergänzen, auch mittlerweile bei den Tafeln selbst abholen, weil die auch immer mal wieder überschüssiger Produkte haben bei sich. Und wir konnten jetzt da 160.000.000 Kilogramm Lebensmittel retten. Bei knapp 10.000.000 Abholung also gigantisch, läuft alles praktisch Geld frei, also unglaublich was da, wieviel Liebe da reingeflossen ist. Ja, und dann war das Ziel des Lebensmittelretten wirklich jetzt Mainstream zu machen, in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, auch wieder ne Win Win Win Situation zu schaffen, halt im Großen für die Unternehmen, die eben palettenweise überschüssige Produkte haben und dann eben 2017 SirPlus gegründet.

Was glaubst du denn, wo man wirklich den größten Mehrwert hat? Also im Ehrenamt oder dann wirklich auch auf so einer Ebene, wo man versucht, das Ganze als Unternehmen aufzubauen, was sich dann natürlich auch ja auf der BWA oder auf der Summen und Salden-Liste rechnen muss. Wie ist da so dein deine Erfahrung, weil ich glaube es gibt wenige Leute, die sozusagen beide Seiten kennen und das in so einem extrem wie du. 

Also grundsätzlich kann ich das im Moment leider noch nicht sagen. Sirplus hing beim Impact im Vergleich zu Foodsharing, schon noch ein bisschen hinterher. Ich glaube aber, das wird es schaffen werden. Geld ist letztendlich eine Macht, eine Energie, eine Kraft und ich glaube, wir brauchen nicht Millionen, wir brauchen nicht Milliarden. Ich glaube, wir brauchen nicht Billionen, sondern es sind Trillionen an Geldern, die in die Transformation unseres Kapitalismus gehen. Also ich kann nicht warten, dass der Kapitalismus einfach runterfährt. Wir sind alles Kapitalisten und Kapitalistinnen, ob wir das wollen oder nicht. Wir sind Teil von diesem System und jetzt geht es darum, mit dem Geld diesen zu transformieren und zu einem nachhaltigen, besseren, sozialeren, faireren Kapitalismus, und da können wir alle einfach Teil der Lösung werden, indem wir nachhaltiger konsumieren. Ich habe auch die Möglichkeit eine Firma, wie ihr sie jetzt aufgebaut habt, hochzuziehen und zu sagen, Hey, da hole ich mir auch die Millionen VC Gelder und Transformier damit unser nicht so effizientes Wertschöpfungsketten-System und so gibt es halt ganz ganz viele Bereiche, wo es Menschen braucht, die sich auch über ihren persönlichen Konsum hinaus einbringen in der Gesellschaft. Ein Ehrenamt ist super und es sollte auch glaube ich jeder in irgendeiner Weise integrieren in sein Leben, wie er oder sie es kann. Wie man sich auch wohl fühlt.

Was ist denn ein Rezept für ein optimales Resteessen, hast du da vielleicht eine Empfehlung für uns als Profi, was sozusagen die Weiterverwertung von Lebensmitteln angeht? 

Ja, also. Also am besten natürlich sind es dann Reste von SirPlus gerettet aber für alles, was zu Hause ist, auch nur im Kühlschrank, eine Vorratskammer an Lebensmitteln einfach zu gucken, was muss denn jetzt gegessen werden? Also nicht nur worauf habe ich heute am meisten Hunger und wonach gelüstet es mir, sondern auch zu sagen OK hm die Banane, dann mach ich jetzt mal n Smoothie. Das Essen, das steht schon von vorgestern im Kühlschrank. Na morgen werd ich es wahrscheinlich nicht mehr essen, dann hau ich es mir jetzt noch mal in die Pfanne, also einfach so n bisschen diesen Helikopterblick zu haben, den Kühlschrank nicht zu voll stellen, sodass man dann gar nicht mehr den Überblick bewahren kann. Und das ist ja Bewusstsein, gehört ja auch dazu, achtsam einfach im Umgang mit Lebensmitteln, und sich die Sachen rauspicken, ob nun verpackt oder unverpackt oder schon geöffnet, die halt gegessen werden müssen und dann, falls mal was abgelaufen ist vom MHD, einfach aufmachen, einfach mal draufschauen, einfach mal riechen und dann probieren.

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